Badische Neueste Nachrichten
vom 22.7.04, Seite 25:
DAS AKTUELLE BUCH
Den Fallen verfallen
Doppelbödige Geschichten, kleine
Tragikomödien, mit großer Fabulierlaune hingeworfen und dennoch
nah an die Realität gebaut, das ist die Spezialität des schwäbischen
Autors Hartmut Löffel. Da ist etwa die Geschichte von der alten Tante,
die nicht mehr richtig im Kopf ist, aber doch so gerne noch mal die Ostsee
sehen möchte.
Der Neffe, der sie bei sich aufgenommen
hat, nimmt sie mit an den nahe liegenden Bodensee, der für die Greisin
die Ostsee doubeln soll. Oder die Geschichte von dem Mädchen, die
mit ihren imaginierten Tieren die ganze Wohnung voll stellt und damit den
Eltern den Lebensraum nimmt. Es sind Parabeln über die Hinfälligkeit
und Anfälligkeit unseres Lebens, für die Fallen, die uns andere
stellen, und für die Fallen, die wir uns selbst stellen.
peko (=Dr. Peter Kohl)
BUCH-TIPPS
in: Bruchsaler Stadtmagazin Willi,
Heft Juli / August 2004, Seite 73:
Die Anfälligkeit für Fallen
Mäuse stehen auf Speck, der sie in
jene Fallen lockt, mit denen Hausbesitzer die kleinen Nager vom Lebensmittelraub
abhalten wollen. Zuweilen laufen aber auch Menschen in Fallen und oft
genug haben sie sich diese selbst gestellt. Hartmut Löffel hat nun
eine kleine Anzahl solcher Figuren, denen die Anfälligkeit für
Fallen im Blut zu liegen scheint, in seinem neuen Buch vereint. Und die
Facetten menschlicher Drangsale sind gar mannigfaltig auch ohne dass
ein Stückchen Speck im Spiel wäre. Dem einen stellt die Kunstleidenschaft
ein Bein, dem anderen ein Ausflug mit der neunzigjährigen Tante Sophie.
Wieder andere verstricken sich in Lügen und Folgelügen, um eine
Leidenschaft für russische Madonnen auszuleben, während ganz
verklärte Zeitgenossen ob ihrer Obsession, die Werke großer
Maler nachträglich zu verfeinern, in der Klapse landen ...
Letztlich ist Hartmut Löffels Buch
ein ebenso kurzweiliges Leseerlebnis über Missgeschicke Anderer
läßt sich gut schmunzeln als auch ein anspruchvolles. Dies
liegt indes nicht nur an der stark verdichteten Handlung der elf Kurzgeschichten,
sondern auch an der geschliffenen Sprache, der sich der Autor bedient.
Doch Vorsicht rasch geht man ihm selbst in die Falle und legt das Buch
nicht mehr aus der Hand!
Heiko. P. Wacker
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aus der Kulturzeitschrift Rabenflug,
Nr. 26 / Juli 2004, Seite 32:
... Die vorliegenden elf Erzählungen
über Figuren, denen eine Falle gestellt wird oder die sich selbst
eine stellen, davon ist in Hartmut Löffel's neuntem Buch in ironisch-'zündfunkenhafter'
Sprache die Rede. Es gibt sie noch: die guten Erzähler!
Schwäbische Zeitung
vom 14. September 2004:
Die Anfälligkeit für Fallen
... Die Mausefalle wird zur Gewissensfalle
für den Fänger der Maus. Die Wünsche des geliebten, fordernden
Kindes werden für die Eltern zur Falle der Gutmütigkeit. Der
Geiger Schwitzek verheddert sich auf der Suche nach dem absoluten Ton in
den Fallstricken der Perfektion und die pflegebedürftige, geistig
verwirrte Tante Sophie verfängt sich in der Falle einer listigen Täuschung,
die ihr kurz vor dem Tod nochmals eine unbeschreibliche Freude verschafft.
Hartmut Löffels Sprache ist genau
und anschaulich zugleich, da und dort schwingt ein ironischer Unterton
mit. Ganz im Sinn des Künstlers Schwitzek aus seinem neuen Buch will
Löffel nicht im Großen glänzen, "sondern eher im kleinen,
aber makellosen Detail".
Achim Zepp
Schönes Schwaben
vom Februar 2005, Seite 58:
Die Anfälligkeit für Fallen
Die elf Erzählungen
führen allesamt Figuren vor, denen eine Falle gestellt wird oder die
sich selbst eine stellen. Die alte Frau in der Erzählung "Glückliches
Ende" möchte beispielsweise unbedingt noch einmal die Ostsee sehen,
stattdessen fahren ihre Betreuer sie an den Ostteil des Bodensees. Oder
der Maler Brückle in "Ein bedeutender Maler", der sich und seiner
künstlerischen Laufbahn selbst im Weg steht, denn er hält seine
Bilder stets für unvollendet und malt sie heimlich im Museum weiter.
Eigensinnige Personen, die trotz aller Widerstände ihren Weg gehen,
zeichnen die Erzählungen Löffels aus. (sh)
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